Hand aufs Herz: verstehen Sie das Datenschutzgeplapper von Apple?

Ich auch nicht.

Vier Beobachtungen, die Ihre wie meine Irritation bestätigen:

Beispiel 1, Tracking:

Tracking #1. Apple quasselt immer vom Schutz Ihrer Daten. Nun, sie nimmt es nicht so genau. Erstens blecht Google Apple Jahr für Jahr 26 Milliarden Dollar, um in Apples Standardbrowser Safari (wer nutzt den schon?) als Suchmaschine vordefiniert zu sein. Apple und Google rechnen mit der zuverlässigen Trägheit der Nutzer, dass sie a) Safari nutzen und b) diese Einstellung in Safari nie ändern. Wisse: man kann a) die Standardsuchmaschine ändern in zB DuckDuckgo, b) man kann und soll andere Browser nutzen (Firefox, Brave, DuckDuckgo, …). Apple hat das Ausspionieren seiner Nutzer ausgelagert, dafür kassiert es einen hübschen Batzen. Toll nicht?, Aber der zweite Streich folgt sogleich:

Tracking #2: Besuchen Sie mal auf Ihrem iPhone/Pad in den Einstellungen den Bereich „Datenschutz“. Dort klicken Sie auf Ortungsdienste. In dieser Ebene können Sie den installierten Apps die Berechtigung entziehen, Sie zu verfolgen. – Lesen Sie den vorherigen Satz noch einmal, … , haben Sie die drei inkriminierten Worte bemerkt? „Berechtigung“ „verfolgen“ „entziehen“. Im Klartext bedeutet das: wenn Sie eine App installieren, diese ohne Ihre Einwilligung zu erfragen Ihren Standort dem Programmierer/Servicedienstleister übermittelt. Wenn Sie das nicht wollen – und die wenigsten wollen das – müssen Sie selber aktiv werden und der App diese Berechtigung entweder entziehen, oder mindestens auf „beim Verwenden“ herunterstufen. – Aber es kommt noch dicker!

Tracking #3: ebenda ganz unten gibt es eine Option „Systemdienste“. Waren Sie schon mal da? Nein? Dann hat es ja funktioniert. Apple spekuliert darauf, dass wo „System…..“ draufsteht, keiner sich hingetraut, weil: „System“. Könnte man etwas falsch machen. Falsch. Hier können Sie vieles richtig machen. Hier nämlich liegt der Schatz verborgen, für den sich Apple besonders interessiert: Ihre Daten. Vor allem Bewegungs- und Nutzungsdaten. Um es quick and dirty zu machten: Sie können hier alles deaktivieren, bis auf die zwei Punkte „iPhone finden“, „Notfall“ und ggf Punkt 3 „Standort teilen“. Alles andere ist pures data-mining. Hier liefern Sie Apple kostenfrei sensible Daten; nachdem diese Firma Ihnen einen Goldbarren aus der Tasche gezogen hat für ihre überteuerten Telephone. Auf dem Tischgerät (iMac, Laptop) finde Sie dies ebenfalls in den Systemeinstellungen Sicherheit & Datenschutz -> Ortungsdienste-> Systemdienste

Beispiel 2, Teamviewer:

Der Teamviewer ist eines der verbreitetsten Fernwartungsprogramme. Auch ich arbeite damit und bezahle jährlich dafür. Es ist ein Werkzeug, mit dem ich aus der Ferne Probleme wie quasi vor Ort lösen kann. Zwei Dinge sind für den Hilfelleistenden erforderlich: er muss den Bildschirm des Hilfesuchenden sehen und seine Maus und Tastatur bedienen können. Bis System HighSierra (10.13) konnte der Hilfesuchende das Programm laden, starten und nutzen. Der Mac erhält eine permanente ID und ein bei jedem Start zufallsgeneriertes Passwort. Mehr war nicht nötig. Jeder der das Programm lud, wusste, wozu er das tat.. So nicht mehr seit macOS 10.14 Mojave und neuer.
Apple traut den Nutzern seiner Hardware nicht mehr.
Apple spricht ihnen Eigenverantwortung ab.
Wer jetzt den Teamviewer lädt und zum ersten Mal startet, muss in mehreren, umständlichen, schwer nachvollziehbaren Schritten, dem Programm „Erlaubnisse“ erteilen, a) den Bildschirm sehen zu dürfen, b) dem Hilfeleistenden die Maus und Tastatur zu überlassen. !?! Apple! Himmel schick Hirn. – Was bitteschön ist das Wesen von Fernwartungsprogrammen? Weshalb werft ihr dem Hilfesuchenden soviele Knebel zwischen die Beine? – Ich verliere jedes Mal wertvolle Zeit, um dem verunsicherten Gegenüber zu erklären, was es jetzt wo, was wie zu tun hat. – Ich könnte jedesmal kotzen vor Wut.

Beispiel 3, externe Datenträger:

Seit macOS Ventura (Version 13) ploppt dem User beim erstmaligen Anschliessen eines USB Sticks, oder Festplatte ein Dialogfenster auf, das um „Erlaubnis“ bittet, ob man den externen Datenträger am Mac anschliessen möchte. (Hä?). Apples Gedanke war wohl, den User davor zu bewahren, dass mit den Anschliessen eines externen (unbekannten?) Datenträgers eventuell Schadprogramme auf dem Mac landen könnte. – Dann würde ich aber bei der Frage nach „Erlauben“ zumindest erwarten, dass man ein Passwort eingeben muss, um dem Vorhaben stattzugeben.
Aber nein: man klickt fröhlich auf „Erlauben“ und: fertig. Passwortabfrage? Fehlanzeige. Sorry Apple: dann kann man aber auch grad darauf verzichten.

Beispiel 4, Hintergrundprogramme:

Ebenfalls seit Ventura: viele Programme, die man sich auf den Computer lädt, installieren nebst der primären Anwendung auch eine Menge notwendiger Nebenprogramme. Das sind solche, welche im Hintergrund mit dem Betriebssystem interagieren müssen, zB solche, die in bestimmten Intervallen nach Aktualisierungen suchen, Kommunikation mit Peripherie wie Drucker, Aufnahmegeräte oder Zeichentablets überwachen, usw. Das sind sogenannte Hintergrundprogramme, oder technisch ausgedrückt „Dämonen“ (Demons). Die laufen diskret im Hintergrund und bedürfen keiner ausdrücklichen Genehmigung. Bislang jedenfalls. Seit macOS Ventura ploppen bei jeder Programminstallation unzählige Fenster auf, die mich über etwas informieren, das mich überhaupt nicht interessiert. Bitte an Apple: hört auf damit, oder gebt mir die Möglichkeit es abzustellen (ohne Zuhilfnahme von Drittherstellerprogrammen, wie Tinkertools ).

Apples eigentümliches Sicherheitsverständnis (nervt und verunsichert unnötig).